Vereinschronik

Vereinschronik des Männerturnverein Eintracht Kreiensen e. V. von 1893

Der Männerturnverein wurde am 4. September 1893 von 10 Männern gegründet.

Ihr Wahlspruch lautete: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei.

Sie fanden sich in einem Hotel namens "Maigatter" in Kreiensen zusammen, um interessierten Kreisen aus der Bevölkerung die Möglichkeit turnerischer Betätigung zu anzubieten.

Bereits vier Tage später traf man sich erneut am gleichen Ort, um einen Vorstand zu wählen.

Nach vorliegenden Protokollen setzte sich der erste Vorstand aus 4 Mitgliedern zusammen, dies waren ein Sprecher (1. Vorsitzender), ein Schriftführer, ein Kassierer und ein Gerätewart.

Während der noch kleinen Zahl von Turnern wurde auf Ammänner (Vertreter) verzichtet.

Unter schwierigen Bedingungen wurde der Turnbetrieb dann aufgenommen. Die notwendigen Turngeräte konnten in Eigenarbeit hergestellt werden. Der Übungsbetrieb begann in einem angemieteten Pferdestall im Nebengebäude des Gründungshotels.

Bereits im Januar 1884 wählte man einen Turnerrat.

Der erste öffentliche Auftritt einer Turnerriege fand anlässlich eines Vereinsfestes im Tanzsaal statt.

Eine Erweiterung im Vereinsleben erfolgte durch die Gründung eines Spielmannzuges im März 1894.

Im Jahr 1895 trat man dem 7. Deutschen Turnkreis "Oberweser" bei und wurde Mitglied der "Deutschen Turnerschaft".

Uneinigkeit in der Wahl des Vereinslokals führte 1901 zur Trennung und zur Gründung eines zweiten Vereins, dem "Männer-Turnclub-Eintracht".

Aber im Jahr 1905 konnten durch den Einsatz des Gemeindevorstehers u. a. die beiden Vereine zum "Männer-Turn-Verein Eintracht Kreiensen" vereinigt werden.

Nunmehr begann ein beachtlicher turnerischer Aufschwung mit der Teilnahme an allen Turnfesten auf Kreis-, Gau- und Bezirksebene, die mit einer Vielzahl von Preisen ausgezeichnet wurden. Der erste Weltkrieg brachte dann alle turnerischen Aktivitäten zum Erliegen.

Nach Kriegsende begann nur ein langsamer Wiederanfang. Die alten Übungsstätten standen nicht mehr zur Verfügung.

In zwei alten Baracken sowie einem Tanzsaal wurde der Turnbetrieb zunächst wieder aufgenommen.

Infolge dieser Situation reifte beim Vorstand und den aktiven Turnern der Entschluss eine vereinseigene Übungsstätte in Form einer Turnhalle zu errichten.

1927 war es dann soweit. Nachdem die Finanzierung und die Bereitschaft der Mitglieder zu erheblichen Eigenleistungen sichergestellt war begann man mit dem Bau. So entstand eine für damalige Verhältnisse große Turnhalle in der heutigen Kastanienallee.

Damit war die Grundlage geschaffen ein umfangreiches Angebot an turnerischen und sportlichen Aktivitäten bereit zu halten.

Um die Unterhaltungskosten tragbar zu halten wurde die Halle an bestimmten Wochentagen anderweitig (z. B. für Filmvorführungen) genutzt. Ergänzende Umbauten machten dies möglich und boten den Einwohnern Kreiensens und Umgebung einen Ort der Unterhaltung und Zerstreuung.

Der zweite Weltkrieg brachte erneut den Turnbetrieb nahezu zum Erliegen, da viele Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen wurden. Der Krieg forderte nicht nur viele Opfer von Mitgliedern sondern auch die teilweise Zerstörung der Turnhalle durch Bombentreffer alliierter Flugzeuge am 22. Februar 1945.

Nach Kriegsende erfolgte die Auflösung des Vereins durch die Siegermächte.

Erst Anfang 1946 konnte der Turnbetrieb nach vorausgegangenen Eingaben bei den Behörden und deren Genehmigung wieder aufgenommen werden.

Eine große Herausforderung für den amtierenden Vorstand war, neben dem laufenden Turnbetrieb auch die teilzerstörte Turnhalle wiederherzustellen. Viele Zusammenkünfte und Schriftverkehr mit amtlichen Dienststellen über einen langen Zeitraum waren dazu nötig. Dabei blieben die Besitzverhältnisse infolge der Enteignung durch die Besatzungsmacht ungeklärt.

Trotz steigender Mitgliederzahlen reichten die finanziellen Mittel des Vereins nicht aus um die Unterhaltungskosten zu tragen.

Ein ortsansässiger Zweigbetrieb einer Bekleidungsfirma suchte zu dieser Zeit eine neue Produktionsstätte. Um vorhandene Arbeitsplätze zu erhalten wurde dem Vorstand seitens der Gemeindeverwaltung nahegelegt, die Turnhalle an die Firma abzutreten. Im Gegenzug wurde zugesichert, dass beim Neubau der hiesigen Grundschule mit Turnhalle "Am Thie" ein Nutzungsrecht an 3 Tagen/Woche eingeräumt werde. Anzumerken hierzu ist, dass die dazugehörigen sportlichen Außenanlagen in überwiegender Weise von Vereinsmitgliedern in Eigenleistung erstellt wurden.

In der Zwischenzeit fanden die Turn- und Übungszeiten in Gaststätten und Tanzsälen statt. Die Beteiligung litt unter diesen ungünstigen Voraussetzungen und nicht zuletzt nahm auch die Mitgliederzahl ab.

Erst nach Nutzung der neuen Grundschulturnhalle ab 1957 konnte ein vermehrtes Engagement registriert werden.

Das Turnen der weiblichen Jugend und Damengymnastik hatte regen Zuspruch. Durch die wöchentliche 3-tägige Nutzung der Turnhalle hatte neben dem klassischen Geräteturnen der Breitensport auch an Bedeutung gewonnen.

Es entwickelte sich ein vielfältiges Angebot für alle Altersgruppen. Neue Abteilungen bzw. Sportgruppen wie Mutter-Kind-Turnen, Ballspielgruppe der Jungen und Mädchen, allgemeines Turnen, Damengymnastik, Partnerturnen und Faustball entstanden.

Zur Tradition gehörte auch die Teilnahme am Hubebergturnfest, den Gau- bzw. Kreisturnfesten und ab 1980 die regelmäßige Teilnahme an den Kreisrundenwettkämpfen mit Mannschaften der weiblichen und männlichen Jugend. Turner des MTV Kreiensen nahmen auch an Landes- und Deutschen Turnfesten teil.

In diesem Zusammenhang und durch den Verlust der vereinseigenen Turnhalle drängte sich die Frage nach einem neuen vereinseigenen Gebäude oder entsprechenden Räumlichkeiten auf. Schließlich setzte sich die Meinung durch, was die ältere Generation in den Jahren von 1927/28 mit dem Turnhallenbau schaffte, noch einmal mit der Errichtung eines eigenen Vereinsgebäudes zu wiederholen. Unter Leitung des langjährigen (1965-1989) Vorsitzenden Gerhard Wilhelms plante der Vorstand den Bau eines Vereinsheimes. Die mit der Gemeindeverwaltung aufgenommenen Verhandlungen auf Zuweisung des Grundstückes und finanzielle Unterstützung entwickelten sich, nicht zuletzt im Hinblick auf das verloren gegangene Vereinsvermögen aus den Nachkriegsjahren, zufrieden stellend. Hinzu kamen Mittel aus der Sportstättenförderung übergeordneter Organe sowie erhoffter Spenden in Form von Bausteinen und Sachleistungen aus den Reihen der Mitglieder und Förderer sowie entsprechende Eigenleistungen.

Eine für den 14.07.1979 einberufene außerordentliche Mitgliederversammlung gab mit 26 Ja-Stimmen und einer Enthaltung grünes Licht für das geplante Vereinsheim.

Es wurde sich für ein Gebäude in Blockhausbauweise entschieden, das auf ein in Erbrecht erworbenes Gelände in der Nähe der Grundschule gebaut werden konnte.

Mit dem ersten Spatenstich am 15. Mai 1980 begann zum zweiten mal in der Vereinsgeschichte ein Vorhaben, dass vielen Mitgliedern über ihre turnerische Aktivitäten hinaus erhebliche Freizeit und unermüdlichen Einsatz abverlangte.

Bis zur Fertigstellung des gesamten Objekts vergingen zwei Jahre.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren von 63 Mitgliedern und Freunden des Vereins 4.050 Stunden Arbeitsleistung erbracht worden. Dank der Unterstützung und Bereitstellung von Maschinen, Fahrzeugen und Geräten Ortsansässiger Firmen konnte ein so zügiger Aufbau durchgeführt werden.

Selbstverständlich lief das Vereinsleben mit seinem vielfältigen Turn- und Sportbetrieb für alle Altersgruppen weiter.

Der Bau eines Tennisplatzes und die Gründung der Sparte Tennis erfolgte als weiteres sportliches Angebot im Jahr 1983.

Die offizielle Einweihung der gesamten Vereinsanlage fand dann am 12. August 1983 in Anwesenheit von Vertretern der Gemeinde, des Kreissportbundes, des Turnkreises und den Vereinen der Kerngemeinde statt.

Ergänzende Erweiterungen und Ausbauten im freiwilligen Einsatz runden heute eine in sich geschlossene hochwertige Vereinsanlage ab.

Mit berechtigtem Stolz können ca. 500 Vereinsmitglieder auf das geschaffene blicken.

Im Jahr 1990 wurde die aus dem Jahre 1955 bestehende Satzung überarbeitet und neu beschlossen. Das 100jährige Gründungsjubiläum wurde vom 21. - 23. August 1993 als 3-tägiges Zeltfest gefeiert.  Zum Festkommers konnte der erste Vorsitzende Richard Woitag im vollbesetzten Festzelt ca. 800 Turnfreunde begrüßen. Ein weiterer Höhepunkt war am Sonntag der Festumzug mit 5 Kapellen und die anschließende Turnschau im Festzelt unter Mitwirkung von Spitzenturnern aus der 1. Bundesliga.

Die konsequente Finanzpolitik des Vorstandes in den vergangenen Jahren trug dazu bei einen schuldenfreien Immobilienwert im Eigenbesitz zu haben. Dieser bildet die Grundlage und eine solide Basis für eine erfolgreiche Vereinsarbeit und steht für ein umfassendes Sportangebot jetzt und in Zukunft zum Wohl der Kinder, Jugendlicher und Erwachsener.

Dieser Aufgabe widmen sich bis heute in besonderer Weise der geschäftsführende Vorstand sowie die Mitglieder des erweiterten Vorstandes und die Übungsleiter.


Share by: